Das Geschwister-Scholl-Gymnasium trägt einen wichtigen Aspekt des toleranten und respektvollen Miteinanders bereits im Namen. Wir trauern und gedenken derer, die sich mutig gegen den Holocaust wehrten und diesem ein Ende setzen wollten. Zudem denken wir an alle Opfer des Antisemitismus, um diese schreckliche, schmerzhafte Vergangenheit nicht zu vergessen, sondern um aus ihr zu lernen. Es ist uns als Schule sehr wichtig, Diskriminierung und Rassismus zu überwinden, um einen sicheren Ort zu schaffen, der frei von jeglicher Ausgrenzung und Beleidigung ist.
Auch neulich gab es bei uns ein Projekt, was zu unserem Leitspruch „Schule ohne Rassismus, Schule mit Courage“ passt. Es gab einen Projekttag zu „1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland“. Der evangelische Religionskurs der JS1 von Frau Jooß beschäftigte sich intensiv mit jüdischem Leben zu Zeiten des Holocaust und dafür befassten sie sich mit drei Personen, die mit Antisemitismus zu kämpfen hatten. Klara Neuburger, Fred Uhlmann und Käthe Löwenthal – diese Namen kommen euch vielleicht bekannt vor, denn in Riedenberg, direkt an unserer Schule, wurden drei Straßen nach ihnen benannt.
Doch wie verlief das Projekt? Was für Erfahrungen haben wir gesammelt?
Am Sonntag, den 07.11.2021, begann der Tag für viele Bewohner*innen Stuttgarts mit einem evangelischen Gottesdienst mit dem zentralen Thema der Nächstenliebe, in der Emmauskirche Riedenberg mit dem Ziel, die Mitmenschen zu erspüren. Und das schon um 10:00 Uhr in der Früh, wo viele von uns Schülern, die Langschläfer, noch tief und fest schlummern. Um 11:30 Uhr begann dann der Teil, für den sich die Schüler vorbereitet hatten: ein Spaziergang durch die Straßen der drei Personen, zum Erinnern an diese und weitere Juden oder Personen mit jüdischem Hintergrund. Dazu wurden Pavillons mit Plakaten, Gemälden, Fotos und Texten der drei Künstler*innen, die der Kurs selbst auswählte, an den jeweiligen Straßen platziert. Die drei Persönlichkeiten wurden in 10-minütigen Kleinreferaten vorgestellt und so konnten die Interessierten von Station zu Station spazieren und sich jeden Vortrag anhören. Der Spaziergang wurde auch nachmittags wiederholt, wobei die Redner*innen des Kurses wechselten.
Der Vortrag war ein voller Erfolg: Es kamen weitaus mehr Menschen als erwartet und die Rückmeldungen waren sehr positiv. Viele Besucher*innen waren begeistert und interessiert und so wurden auch viele Fragen gestellt. Beispielsweise war Publikum anwesend, das damals in den 80er-Jahren höchstpersönlich bei der Entscheidung der Straßenbenennungen mitentschieden hat. Zudem waren einige Personen sehr berührt von den Präsentationen, da sie von den drei Persönlichkeiten inspiriert sind und nicht fassen können, dass jemand diese verfolgt oder gar vernichten will.
Denn alle drei waren sehr talentierte und außergewöhnliche Künstler*innen und haben ein spannendes Leben geführt.
Käthe Löwenthal war eine mutige, eigenständige, revolutionäre Frau und Feministin. Sie setzte sich für Frauenrechte ein, sie war und ist bis heute noch mit ihren Landschaftsgemälden sehr erfolgreich. Und leider wurde sie im Alter von 64 Opfer des Nationalsozialismus, wobei sie überzeugte Christin war und nur einer jüdisch-stämmigen Familie angehörte.
Klara Neuburger, ebenfalls eine Malerin jüdischer Herkunft, studierte, genauso wie Käthe Kunst in der damaligen Damenklasse von Adolf Hölzl in Stuttgart. Sie nahm an bedeutenden Ausstellungen der Stuttgarter Sezession und der Juryfreien Stuttgarter Künstlervereinigung teil. Glücklicherweise konnte sie nach New York emigrieren und so dem NS-Regime entkommen.
Fred Uhlmann, Rechtsanwalt, Maler und Schriftsteller. Einige seiner düsteren Kunstwerke sind unter dem Titel „Captivity“, bestehend aus 38 Zeichnungen momentan in der Staatsgalerie Stuttgart zu sehen. Auch Bücher, wie „Der wiedergefundene Freund“ das von der Freundschaft eines jüdischen Jungen zu einem Mitschüler handelt, sind bis heute erhältlich.
Diesen drei Personen mit jüdischer Herkunft wollen wir gedenken und auch allen weiteren Opfern des Nationalsozialismus und deren Familien.
Diese Zeit des Holocaust ist zwar vorbei, jedoch ist der Antisemitismus nicht besiegt, solange viele jüdische Personen täglich immer noch mit Diskriminierung und Rassismus zu kämpfen haben. Stück für Stück wollen wir Toleranz und Gerechtigkeit schaffen und respektvoll miteinander umgehen und wir wollen auf unserem Weg zum Frieden so viele Menschen inspirieren wie möglich.
Was haltet ihr davon? Findet ihr es wichtig, dass es solche Projekte an unserer Schule gibt?
Teilt uns gerne eure Meinung in den Kommentaren mit!