Sie wandern hin und her, sie werden verrückt, sie werden verschoben.
Wer gerade auch nicht versteht, ob der Satz als Aktiv oder Passiv aufgefasst werden soll, ist hier richtig. Wer aber eher fragt: „Wie sah eine Zeitung aus dem 19./20. Jahrhundert aus? Wie groß war Stuttgart im Jahr 1871? Gab es Gebäude, die heute verrückt
worden sind, die 10 Meter weiter links auf der Karte sind als früher?“ …ist auch nicht fehl am Platz:
Der Js2 Kurs von Hr. J. war nämlich am vergangenen Mittwoch unterwegs, in den Jahren vor unserer Geburt, vor der Geburt unserer Eltern: Wir haben uns konkret gefragt, wie an den 9. November aus dem Jahre 1938 erinnert wird, in den Jahren nach der „Reichspogromnacht“.
Was ist die „Reichspogromnacht“?
Die Reichspogromnacht ist die Nacht vom 9. auf den 10. November im Jahre 1938. Die Synagogen, die Gotteshäuser der Juden, wurden in Brand gesteckt. Überall, im gesamten deutschen Reich, in Österreich und in der Tschechoslowakei, brannten jüdische Geschäfte, jüdische Häuser. Tausende von Juden wurden misshandelt, verhaftet und viele sogar getötet. Antisemitismus (Judenfeindlichkeit) und Rassismus waren „staatsoffiziell“: Diese Nacht war das offizielle Signal zum größten Völkermord in der Geschichte der Menschheit. (https://www.lpb-bw.de/reichspogromnacht.html)
Um unserer Fragestellung nachzugehen, haben wir unseren Unterricht in das Stadtarchiv Stuttgart verlegt, wo wir gezielt nach Artikeln über dieses Ereignis in den Jahren danach gesucht haben. Nach dem Zusammentragen der Auswertungen wird es in der Aula des GSGs eine kleine Ausstellung geben, zusammen mit anderen Ergebnissen anderer Kurse und Klassen.
Zurück ins Archiv:
Das Stadtarchiv Stuttgart befindet sich in Bad Cannstatt, in einer alten Lagerhalle für Kolonialprodukte. Konkret gesagt: Es wurden dort früher Kaffee, Tee und Gewürze aus Ländern außerhalb Europa gelagert. Nach einer Umstrukturierung und Renovierung fungiert das Gebäude als Stadtarchiv.
Zu finden sind dort ein großzügiger Lesesaal, eine öffentliche Bibliothek mit ca. 7000 Büchern aus dem 20. Jahrhundert und die nicht-
öffentliche Bibliothek, aus der aber Bücher und Dokumente (Archive) abgehoben, das heißt in den Lesesaal bestellt werden können (auch älter als 1900). Im Lesesaal können die Archive analysiert und die gesuchten Informationen bestenfalls herausgelesen werden. Auch können Kopien und Abbildungen angefertigt werden, auf Nachfrage.
Die Tageszeitungen der Stuttgarter Zeitung befinden sich auf einem Mikrofilm, der zuerst in einen entsprechenden Scanner eingelegt werden muss. Dort kann dann -weiß auf schwarz- in die Berichte und Artikel (aktuell bis zum Jahr 2016) gestöbert werden. Um schneller auf Suchergebnisse zu stoßen, kann im Voraus schon im Internet (–>Findbuch) nach Treffern gesucht werden. Die Dokumente können allerdings nicht abgerufen werden (nur häufig angefragte), da die Datenmenge viel zu groß wäre, um sie auf eine Online-Plattform zu stellen. Es ist eine unvorstellbar große Anzahl an Kilometern Daten; viele dieser Archive wurden dort einfach abgegeben, aber nie geöffnet. Es gibt also noch sehr viel Unentdecktes, Unberührtes.
Wer also Lust hat, in die Zeit vor 2000 zu schnuppern oder doch nach etwas Konkretem sucht, kann sich im Stadtarchiv zu den regelmäßigen Öffnungszeiten hinbegeben.
Schließlich ist es vielleicht doch ganz interessant zu wissen, wessen Platz das eigene Zuhause vor vielen Jahren eingenommen hat, oder ob es den konkreten Stadtteil überhaupt schon gegeben hat und er nicht nur aus Feldern und Wiesen bestanden hat.
Zurück zum Anfangssatz: Wurden die Gebäude wirklich verrückt? Wer weiß. Infos gibt es im Stadtarchiv!